Ausstellungsbesuch
Am 26. Februar 2025 konnten wir 24 Mitglieder unseres Vereins vor dem Waschsalon im Karl-Marx-Hof begrüßen. Mit großem Interesse verfolgten sie die Ausstellung über die Spuren der engagierten Käthe Leichter.


Die Staatswissenschafterin Käthe Leichter wirkte 1919 in der „Staatskommission für Sozialisierung“1 mit, wo sie u.a. die Vorbereitung des Betriebsrätegesetzes mitgestaltete. Besonders herausragend war ihre Arbeit als erste Leiterin der Frauenabteilung in der Arbeiterkammer (AK). Vor 100 Jahren wurde ja dieses Referat erstmals in der AK eingerichtet. Mit Anna Boschek, der Vorsitzenden der Frauensektion der Freien Gewerkschaften arbeitete sie eng zusammen.
Sie verfassten Studien zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Hausgehilfinnen, der Heimarbeiterinnen, wie ingesamt der arbeitenden Frauen. Käthe Leichter gelang es, eine eigene Radiosendung zu bekommen. In dieser wurden u.a. die Frauen auf die Ergebnisse ihrer Studien aufmerksam.

Viele gesellschaftliche Reformen der Ersten Republik waren auch Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Studien.
Käthe Leichter war eine beliebte Vortragende, weil sie es verstand, komplizierte Sachverhalte allgemein verständlich und überzeugend darzulegen.
1938, ihr Mann war in die Schweiz geflüchtet, ihre Kinder wurden mit Hilfe einer Hausgehilfin ebenfalls in Sicherheit gebracht, wurde sie verraten, von der Gestapo festgenommen, kam 1940 in KZ-Ravensbrück und wurde 1942 im Zuge des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms in der Psychiatrischen Anstalt Bernburg/Saale ermordet.
Artikel zu Käthe Leichter auf unserem Blog:
- “Die „Sozialisierungskommission“ sollte in der Zeit der Republiksgründung nach dem Ersten Weltkrieg Modelle für die Führung von Unternehmen in öffentlichem Eigentum unter Beteiligung aller Betroffenen ausarbeiten, besonders auch der Konsumentinnen und der Arbeitnehmerinnen. Die erste Voraussetzung dafür war das Recht auf Interessenvertretung und Mitbestimmung bei wichtigen Managemententscheidungen. Das Experiment wurde unter den rechts-konservativen Regierungskoalitionen ab 1920 gestoppt, aber das Betriebsrätegesetz konnte unter demokratischen Bedingungen nicht mehr zurückgenommen werden. (Brigitte Pellar in “Arbeit & Wirtschaft”, 4. Mai 2021, “Käthe Leichter: Die Flamme der Begeisterung”) ↩︎