Tag 4 – Studienreise nach Kärnten und Slowenien

Idrija – Stadtführung und Museums-besuch

Diese Wandgemälde wurde anläßlich der 500-Jahr-Feier gestaltet.
Fünf Jahrhunderte wurde das Leben im Idrija-Tal von den quecksilberhaltigen Gesteinsadern dominiert. Riesige Schätze, erworben mit Mühe und Schweiß1.

Ein Bottichmacher entdeckte 1490 beim Einweichen eines Bottichs in einem Bach die Tropfen einer ungewöhnlich schweren und unbekannten glänzenden Substanz. Seit dem dreht sich der ältesten Bergbaustadt Sloweniens alles um das Quecksilber2. 1994 wurde der Abbau endgültig eingestellt.

Artikelinhalte:

Quecksilber – Schwere Erkrankungen der Arbeiter:innen und Umweltzerstörung
Denkmal für den Nationalhelden Jože Mihevac-Rudar
Die Burg Gewerkenegg – Stadtmuseum
Partisanendruckerei Slovenija in Vosko
Idrija Zlikrofi – gefüllte Teigtaschen

Quecksilber – Schwere Erkrankungen der Arbeiter:innen und Umweltzerstörung

Bereits früh musste am Ort eine Nervenheilanstalt errichtet werden, da die gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Quecksilbers das Nervensystem vieler Arbeiter angriff. Schon der berühmte Arzt Paracelsus berichtete im Jahre 1527 von der kranken Bevölkerung: „Seht ein Beispiel in Idria; all die da wohnen sind krumm und lahm3. Die Lage besserte sich erst Ende des 18. Jhdts. durch verbesserte Verarbeitungsverfahren.

Weil Quecksilber für die  Habsburger  wirtschaftlich höchst bedeutend war, wurde das Bergwerk rasch ausgebaut. Schon im Jahre 1534 gab es Beschwerden über den Mangel an Holz und innerhalb nur einer Generation (bis etwa zum Jahre 1550) war der Waldbestand vernichtet. Die Abholzung führte zu  Erosion  und Verkarstung der Böden.

Denkmal für den Nationalhelden Jože Mihevac-Rudar

Am Weg zum Museum entdecke ich vor der Klöppelschule, das traditionelle Handwerk in Idrija zur Herstellung handgeklöppelter Spitze, ein Denkmal von Joze Mihevc – Rudar.
Das 1963 errichtete Denkmal erinnert an den Partisanen – Kommandeur der Vojko-Brigade und Nationalheld, der 22jährig in Jelovica im Kampf mit den Nazis getötet wurde. Dieser Brigade gelang es die streng bewachten Treibstoffvorräte der Nazis in der Postojna – Höhle zu sprengen. Über eine Woche brannte das Feuer von den gelagerten Brennstoffen. Die Heldentaten der Partisanen wurden schließlich in dem jugoslawischen Film „Der einzige Ausgang“ gewürdigt. Am Denkmal ist eingraviert: “Aus deinem Blut ist die Blume der Freiheit gekeimt”

Die Burg Gewerkenegg – Stadtmuseum

Die Burg Gewerkenegg ist eine Burg im Stadtzentrum von Idrija. Ursprünglich als Verwaltungszentrum des Quecksilberbergwerks Idrija gebaut, ist die Burg heute einer der Standorte des Stadtmuseums von Idrija4.

Urska, unser Guide, hat betont, dass diese Burg niemals Adelsbesitz war, sondern von den Grubenbesitzern zur Unterstützung des Bergbaus errichtet wurde. Die Anfänge des Baus auf dem Burgberg reichen in das Jahr 1493 zurück5.

Die Habsburger wurden immer von dem aktuellen Verwalter des Bergwerks vertreten. Sie eines der wichtigsten Unternehmen im Kaiserreich und das zweitgrößte Quecksilberbergwerk der Welt geführt.

Partisanendruckerei Slovenija in Vosko

Die Sammlung Partisanendruckerei Slovenija umfasst authentische Druck- und andere Gegenstände, welche in der Partisanendruckerei Slovenija auf Vojsko aufgestellt und angewendet wurden und seit dem Jahr 1957 von dem Museum von Idrija verwaltet werden.

Die Schnellpress-maschine, Societa Nebiolo, Torino, welche Partisanen im Jahr 1944 aus Milan nach Vojsko geschmuggelt haben.

Die Druckerei Slovenija wurde von Rado Cencic – Mitja geleitet und hatte 40 bis 50 Mitarbeiter. Die Druckerei war bis zum Mai 1945 in Betrieb, und während dieser Zeit wurde eine Vielzahl von Zeitungen, Broschüren, Prospekten, Plakaten, mehrfarbigen Mappen und anderen Materialien gedruckt. Die Druckerei produzierte 228 Ausgaben von zehn verschiedenen Zeitungen auf 805 Seiten in insgesamt 1.007.686 Exemplaren, 8 Broschüren auf 317 Seiten in 30.000 Exemplaren, 23 Flugblätter und Posters auf 38 Seiten in 176.750 Exemplaren, 10 mehrfarbige Mappen für verschiedene Broschüren auf 10 Seiten in 33.150 Exemplaren und 44 andere Druckerzeugnisse auf 57 Seiten in 146.725 Exemplaren. Insgesamt wurden 313 verschiedene Ausgaben auf 1247 Seiten und in 1.394.311 Exemplaren gedruckt6.
Die Zeitungen wurden bis Klagenfurt geschmuggelt. Dafür benötigten die Partisan:innen für eine Ausgabe bis zu drei Tage.

In der Partisanendruckerei Slovenija steht und ist noch immer funktionsfähig die elektrisch getriebene Schnellpresse, auf welcher während des Kriegs Partizanski dnevnik, die einzige Tageszeitung der Widerstandsbewegung in Europa, gedruckt wurde.

Der Hersteller der Maschine ist die italienische Fabrik Rapida di lusso, Società Nebiolo Torino. Die Leistungsfähigkeit der Maschine beträgt zwischen 800 und 1000 Abdrücke pro Stunde. Die Maschine wird noch heute vom ursprünglichen Elektromotor angetrieben, der in der Fabrik Siemens-Schuckert-Werke aus Wien hergestellt wurde. Für Stromerzeugung für den Antrieb des Elektromotors und die Beleuchtung von Baracken in der Druckerei ist immer noch die Stromzentrale in Betrieb. Der Verwalter der Druckerei demonstriert den Betrieb der Maschine und druck für Sie die 248. Nummer von Partizanski dnevnik, der ersten Tageszeitung des Regionalausschusses der Befreiungsfront für die Regionen Primorska und Gorenjska, welche in der Partisanendruckerei Slovenija gedruckt wurde. Äußerst interessant ist auch die Geschichte über den Einkauf, die Lieferung und den Transport der Maschine in die illegale Druckerei, welche sich im Wald unter dem Rand der Hochebene Vojskarska planota befindet.

Per Auftrag von Andrej Kumar, dem Gründer der Partisanendruckerei Slovenija, kaufte Ladko Špacapan die Maschine mit dem Geld der Befreiungsfront in Mailand. Der Transport der Maschine durch das feindliche Gebiet war wegen der strengen deutschen Transportüberwachung äußerst riskant. Das Transportunternehmer Doljak aus Gorica besorgte sich in Gorica einen Auftrag und Zulassung für den Transport von Kondensmilch, unter welche die zerlegten Teile der Maschine versteckt wurden. In Padua wurde der Lastkraftwagen von den Deutschen angehalten. Während der Untersuchung der Ladung haben die Sirenen den Flugzeugangriff der Alliierten angekündigt und in der entstehenden Verwirrung konnten Doljak und Špacapan mit der Ladung fliehen. Sie sind glücklich in Gorica angekommen. Von dort aus wurde die Maschine nach sorgfältigen Vorbereitungen auf Vojsko transportiert, im Wald versteckt und später mit großen Anstrengungen in den neu erbauten Maschinenraum der Druckerei übertragen7.

Idrija Zlikrofi – gefüllte Teigtaschen

Idrija Zlikrofi sind Teigtaschen, die mit würzigen Bällchen ausgekochten Kartoffeln mit gerösteten Zwiebeln, Grieben oder Speck, Majoran und Schnittlauch gefüllt sind. In Idrija werden sie sicherlich schon seit mindestens 150 Jahren hergestellt.Zum Mittagessen kamen wir nicht an dieser Köstlichkeit vorbei.


Quellenverzeichnis

  1. Eine Übersetzung der ersten beiden Zeilen der Inschrift unten rechts. ↩︎
  2. Aus einer Broschüre des Touristeninformationszentrum in Idrija ↩︎
  3. Wikipedia zu Idrija ↩︎
  4. Wikipedia zu Burg Gewerkenegg ↩︎
  5. Deutschsprachige Homepage des Museum ↩︎
  6. Broschüre “Slovenija Partisan Printery” – am Blog unter Studienreise Kärnten zu finden. ↩︎
  7. Text von Peter Drizhal zur Verfügung gestellt. ↩︎

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