Ein VHS-Spaziergang, der auch die Revolution 1848 streift.

Die Brigittenau im Brennpunkt gesellschaftlicher Veränderungen – von den Gemeindebauten – 175 Jahre zurück zur Revolution von 1848.

Samstags um 13:00 Uhr machten sich 7 Interessierte an der Brigittenauer Geschichte von der Volkshochschule, trotz eines kalten Windes, auf den Weg. Nach dem Janecek-Hof, der nach dem ersten Bezirksvorsteher, der Gewerkschafter und Sozialdemokrat war, benannt wurde, ging es weiter Robert-Blum-Hof.

Aus der Broschüre “Das Rote Wien in Zahlen” – Oktober 2019

Nun waren wir mitten im Geschehen des Jahres 1848. Die Revolution kam aus Ungarn nach Wien; im Pressburger Landtag hatte Lajos Kossuth Anfang März 1848 den Gesamtumbau der Monarchie gefordert.1

Die Habsburger sahen jede Veränderung als Gefahr für ihre Existenz, weil der Monarchie eine gesamtstaatliche Idee fehlte.

Wiener Zeitung
Leichenfeier für die gefallenen Arbeiter vom 3. September 1848

Die Revolution scheiterte nicht nur, sondern sie verblutete: Der Stadtkommandant Messenhauser, der Frankfurter Abgeordnete Robert Blum und einige andere wurden standrechtlich erschossen ; einige konnten untertauchen, wie z.B. General Bem, viele gingen in die innere Emigration, andere nach Amerika, wie z.B. Hans Kudlich, der in den USA Arzt wurde und hochbetagt erst 1917 in Hoboken, N.Y., starb. Das Opfer von Robert Blum war die Grundlage für die Namensgebung des Robert Blum Hofs.

Die Hinrichtung von Robert Blum in der Brigittenau.

Vom ebenfalls hingerichteten Journalisten Hermann Jellinek stammt der Satz

Ideen können nicht erschossen werden.

Weiter gings es entlang der üblichen Tour:

  • Lorenz-Böhler-Krankenhaus
  • AUVA
  • Betriebe: Wiener Eisfabrik, Czeija und Nissl, RAVAG
  • Das jüdische Leben im Bezirk
  • Meldemanngasse – Männerledigenheim
  • Globusverlag
Unsere letzte Station vor dem Globusverlag.

Während des Rundgangs tauchte eine Frage zur Synagoge in der Kaschlgasse auf. Sie hatte als zweitgrößtes religiöses Zentrum der Brigittenauer jüdischen Bevölkerung die “Kaschlschul”3 600 Sitzplätze. Über der Synagoge befanden sich Wohnungen. Im Rahmen der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge verwüstet. Nach der NS-Herrschaft wurden die Räumlichkeiten unter dem Namen „Kaschlsäle“ als Freizeitinstitution betrieben und die Wohnungen weiter vermietet. In weiterer Folge befand sich lange Zeit die Filiale eines deutschen Lebensmittelkonzerns in den vormals sakralen Räumlichkeiten.2

Herzlichen Dank an die Verantwortlichen in der VHS-Brigittenau für die Zusammenarbeit und dass dieser Rundgang angeboten wird.

Quellenverzeichnis

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