Aufsässiges Land

STREIK – PROTEST – EIGENSINN

10 Mitglieder unseres Vereins statteten der Ausstellung im Geschichtehaus St. Pölten einen Besuch ab. Ein total netter Empfang, wo wir nach Senioren:innen- und Student:innenausweisen, Ö1-Mitgliedskarten zwecks ermäßigten Eintrittspreis befragt und unterstützt wurden. Ein Guide wartete schon auf uns, um mit uns in die “Führung“ zu starten.

Die Ausstellung bietet eine interessante Mischung von “Aufsässigkeit“ am Lande. Fangen

wir bei den Bauernaufständen an. Das 16. Jahrhundert brachte die Bauernaufstände, die von manchen Historikern auch als die Revolution des gemeinen Mannes bezeichnet werden und es war die größte revolutionäre Bewegung in Europa vor der Französischen Revolution. Walter Gagawczuk hat dies für recherchiert.

Aber gerade die Dimension dieser sozialen Bewegung und die gesellschaftlich relevante Demokratisierung zb. die 12 Memminger Bauernartikel oder die 14 Gasteiner Artikel werden nicht erwähnt. Auf meine Frage weshalb dies nicht erwähnt wird, gab es den Hinweis, dass vorallem regionale Aspekte berücksichtigt wurden. Auch wenig zu den Bauernaufständen 1596/1597 in Niederösterreich.

Die Solidarität mit Kolleg:innen wird in der Ausstellung mehrfach dargestellt. Aus meiner Sicht versuchen die Kurator:innen eine vereinfachte, greifbare Darstellung, die aber die wesentliche Frage der Auseinandersetzung der Arbeiter:innenklasse mit den Strukturen des Kapitalismus ausklammert. Ähnlich wie bei den Bauernaufständen wird die gesellschaftliche Dimension ausgeblendet.

Der Titel der Ausstellung ist “Aufsässiges Land” und bei der Ursachendarstellung eines Generalstreiks wird den Menschen, die es gewagt haben die Ausbeutung (die Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit sind vielfach dokumentiert) der “Fabrikanten” in Frage zu stellen, Eigennutz unterstellt. Wiederum Ausblendung der gesellchaftlichen Dimension und unzulässige Parteinahme für die Interessen der Fabrikanten.

In der Ausstellung wird die “Nazi-Zeit” am Wirken der Österreichischen Freiheitfront dargestellt. Ihre Opfer und Protagonisten kommen dabei zu Wort. Gerade für diese Zeit würden sich zusätzlich tolle Beispiele von mutigen Niederösterreicher:innen finden, die Häftlingen, die vor der SS flohen, Unterschlupf gewährt haben.

Nur ein paar Gedanken meinerseits zu einigen Stationen. Da es noch keinen Ausstellungskatalog gibt, kennen wir auch nicht die Intentionen der Kurator:innen. Trotzdem finde ich die Ausstellung wichtig, weil sie zu Diskussionen anregt. Einen Tipp an die Verantwortlichen des Geschichtehauses – geht mit der “Ausstellung liebevoller um”. Aufsässigkeit ist wichtiges Attribut für die Demokratie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert