Die Gründungsroute des ÖGB

Am 15. April treffen sich interessierte Gewerkschafter:innen am Westbahnhof, um der Gründungsgeschichte des ÖGB nachzugehen. Wir treffen uns bei der Skulptur “Für das Kind“. Das Denkmal erinnert an die 10.000 mehrheitlich jüdischen Kinder, die 1938 durch die sogenannten Kindertransporte nach England vor der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime gerettet werden konnten.

Nach den Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges trafen sich trotz der Kämpfe in und rund um Wien am 13. April 1945 in einer 20 qm Wohnung Gewerkschafter zur Gründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Nur wenige Tage später fand am 15. April 1945 im Direktionsgebäude am Westbahnhof eine Plenarversammlung statt. 33 Gewerkschafter beschlossen die Statuten des überparteilichen ÖGB und die Zuordnung der einzelnen Berufsgruppen zu den Gewerkschaften.

Bei Regen ging es zur ehemaligen Zentrale der Bau- und Holzarbeiter. Hier erinnerten wir uns an das Wirken von Johann Böhm, dem ersten Präsidenten des ÖGB. Von dort weiter in die Seidengasse zur ehemaligen Zentrale der Gewerkschaft Druck-Journalismus-Papier, deren Gewerkschaftstradition mehrere Jahrhunderte zurück reicht. Dem Wetter und der langen Route geschuldet fahren wir ein Stück mit der Strassenbahn bis zum Volkstheater. Brigitte schildert die Geschichte des Theaters, das erstmals Theaterstücke für die Arbeiter:innen zugänglich machte.
Vorbei der Gedenktafel von Otto Glöckel steuerten wir das Denkmal der Republik an. Eine der Büsten ist Ferdinand Hanusch gewidmet, der mit seiner Erfahrung als Textilgewerkschafter entscheidende Fortschritte verwiklichte. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde Hanusch Staatssekretär für Soziales. In nur zwei Jahren legte er 83 Gesetze zur Verbesserung der sozialen Lage vor, unter anderem das Gesetz über die Arbeitslosenvermittlung, Regelung der Sonn- und Feiertagsruhe, das Betriebsrätegesetz, das Gesetz über die Errichtung von Eignungsämtern und Kollektivverträgen. 1921 wurde Hanusch der erste Direktor der neu gegründeten Arbeiterkammer, deren Errichtung ebenfalls auf ihn zurückgeht.
Hier am Ring erinnerten wir uns an die 20.000 Arbeiter:innen, die im Advent 1869 mit machtvollen Demonstration die Möglichkeit zur Gründung von Gewerkschaften durchsetzten.

Das Frauenwahlrecht und die Rolle der Frauen in der Arbeiter:innenbewegung besprachen wir gut geschützt vor dem Regen am Osteingangs des Parlaments. Gegenüber der Grete-Rehor-Park, benannt nach der ersten Frau als Ministerin. Die sogenannte „schwarze Kommunistin“ wirkte als Sozialministerin.





An der Rückseite des Parlaments bei den Gedenktafeln von Koloman Wallisch und Otto Felix Kanitz beendeten wir den Rundgang.
Ein großes Dankeschön an Monika R., die uns einige Fotos zur Verfügung gestellt hat.