Nach einem regnerischen Vormittag hatten wir Glück. Wir starteten um 15:30 und die nächsten Stunden konnten wir im Trockenen die Strecke absolvieren. Die Informationen zum Rundgang gibt es in der Broschüre und auf dem Blog. Deshalb versuchen wir hier einige neue Informationen zu den Inhalten des Rundgangs zur Verfügung zu stellen.
Am Start hat uns Bruno wieder in die Geheimnisse der Streiks in den ehemaligen Werteim- bzw. Schindler-Werken eingeführt.

V. A. Die Wienerberger Z i e g e 1 f a b r i k- und Baugesellschaft zahlt ihren Aktionären recht fette Dividenden. Ihre Aktien, die mit 120 fl’. eingezahlt sind, haben im letzten Jahre nicht weniger als 14 fl., das sind 11’7 Prozent getragen. Bei 35.000 Aktien macht das die hübsche Summe von 490.000 fl., welche da ins Verdienen gebracht wurde. Der Reingewinn kommt bekanntlich durch
das „harmonische Zusammenwirken von Kapital und Arbeit“ zustande. Die Tätigkeit des Kapitals haben wir geschildert, es hat sich die Mühe genommen, die Coupons abzuschneiden und für diese schwere Arbeit je 14 fl. einzukassieren. So ist das Kapital doch „Entbehrungslohn“; gewiss, das Kapital bildet sich aus jenem Lohn, welchen die Arbeiter entbehren!
Hören wir nun, wie der andere Teil, wie die Arbeiter dieser reichen, glänzenden Aktiengesellschaft leben.Nun denn, diese armen Ziegelarbeiter sind die ärmsten Sklaven, welche die Sonne bescheint.
Die blutige Ausbeutung dieser elendesten aller Proletarier wird durch das verbrecherische, vom Gesetz ausdrücklich verbotene Trucksystem, die Blechwirtschaft, in unbedingte Abhängigkeit verwandelt. Der Hunger und das Elend, zu dem sie verdammt sind, wird noch entsetzlicher durch die Wohnungen, in welche sie von der Fabrik oder ihren Beamten zwangsweise eingepfercht werden.
Von den Verhältnissen der Ziegelschläger werden wir nächstens ausführlich berichten, heute wollen wir von den „Arbeiterpartien“ sprechen, die aus ledigen Männern bestehen1.
Quellenangabe
- Victor Adler und “Die Lage der Ziegelarbeiter” – Einleitung ↩︎