Einige Vereinsmitglieder der Roten Spuren beteiligten sich am Gedenkmarsch des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, des VSStÖ und der SPÖ-Bildung am 1. November am Zentralfriedhof.
Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945
Hier spricht die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder und erinnert an einen Aufsatz W. Adorno von 1966 “Erziehung nach Ausschwitz”.
Wenn wir heute am Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945 stehen und den Opfern von zwei faschistischen Diktaturen, den Opfern des Austrofaschismus und des Nazi-Faschismus gedenken, so müssen wir feststellen, dass die Bedingungen der Barbarei nicht überwunden sind, sondern vielmehr allgegenwärtig und näher kommend.
Wir wissen, dass über 110.000 Österreicher*innen durch das NS-Regime barbarisch ermordet wurden – Juden und Jüd*innen, Roma und Sinti, politisch und religiös Verfolgte, Widerstandskämpfer*innen, Menschen mit Behinderung und Homosexuelle.
Wir erinnern uns, um aus der Vergangenheit zu lernen. Wir erinnern uns, um der Opfer zu gedenken. Wir erinnern uns, weil die Ermordeten es verdient haben, nicht vergessen zu werden. Wir erinnern uns heute an alle Opfer und erinnern auch an unsere historische Verantwortung, die historische Verantwortung eines Täterlandes.
Aber erinnern reicht nicht, denn wir müssen verhindern,
dass Ausschwitz, dass der Massenmord, wieder sein kann. Wie Adorno schrieb: „Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigten, wesentlich fortdauern“.
Die Bedingungen für die Barbarei sind wieder allgegenwärtig. Erst vor drei Wochen mussten wir Zeug:innen werden, wie Juden und Jüdinnen in einer barbarischen Terrorattacke der Hamas abgeschlachtet wurden. Es ist die höchste Opferzahl an Juden und Jüdinnen seit der Shoa. Dafür gibt es keine Rechtfertigung, dafür gibt es keine Entschuldigung. Das darf nicht sein. Das darf nie wieder sein! Barbarischer Gewalt entgegenzutreten ist eine Minimalanforderung der Politik und bedarf keiner Kontextualisierung.
Jüd*innen und Juden werden weltweit bedroht und leider auch in Österreich müssen wir wieder Angst haben, denn der Antisemitismus steigt. Das darf nicht sein. Das darf nie wieder sein!
Auszug aus der Rede von Sandra Breiteneder
An der Gedenkstätte für die Opfer des 12. Februar 1934 und den Spanienkämpfer*innen
Opfer verlorener Zeiten – Karl R. Stadler, Europaverlag, 1974, ISBN 3-203-50496-0, Seiten 44 und 45
Die neun Märtyrer des Februar sind in die Geschichte der Klassenkämpfe eingegangen. Ihre Namen feuerten die Helden des Untergrunds an, wurden zum Symbol des Widerstands, und heute noch verkünden die Namen von Wohnbauten, Straßen oder Plätzen ihren tragischen Ruhm. Ihre Hinrichtung war wohl das folgenschwerste Verbrechen einer
verfassungsbrecherischen Regierung. Am 13. Februar wurde
als erster Karl Münichreiter, schwerverletzt auf der Tragbahre liegend, zum Tode verurteilt und tags darauf gehenkt — er konnte nicht einmal den Weg zum Galgen gehen, sondern wurde auf einer Bahre getragen. Seine unglückliche Gattin aber tröstete er mit dem Hinweis, daß er infolge seiner Verwundung ohnedies nie mehr hätte arbeiten können — wahrhaftig ein Proletarierschicksal.
Der Floridsdorfer Feuerwehrhauptmann Ing. Georg Weissel, der sich ungemein würdevoll verhalten hatte, wurde am gleichen Tag vom Standgericht verurteilt und gehenkt. Der steirische Metallarbeitersekretär Josef Stanek, der eher durch Zufall in das Kampfgeschehen geraten war, wurde in Graz hingerichtet.
Auf Stanek folgten dann in Wien der Schutzbündler Emil Svoboda, zwei Arbeiter aus
St. Pölten, Viktor Rauchenberger und Johann Hois, sowie der Brauereiarbeiter Anton Bulgari aus Linz.
In Steyr, dessen Eroberung unter dem persönlichen Kommando des Heimwehrfürsten Starhemberg stand, starb Josef Ahrer am Galgen, und dies, wie Otto Leichter meint, auf eine falsche Anschuldigung hin.
Und schließlich wurde in Bruck an der Mur der Führer der obersteirischen Arbeiter, Koloman Wallisch, hingerichtet, der sich mit seiner Frau Paula in den Bergen versteckt gehalten hatte, nachdem sie in Bruck der Übermacht der Feinde hatten weichen müssen. Wallisch opferte sich bewußt auf, statt zu fliehen, in der Hoffnung, daß die Regierung vielleicht mit seinem Tod befriedigt sein und das Standrecht aufheben würde. Tatsächlich wurde nach seiner Hinrichtung das erweiterte Standrecht aufgehoben.