Ein Spaziergang durch den Zentralfriedhof

Seit langem wieder eine Tour im Schnee. Trotz der winterlichen Bedingungen konnten wir pünktlich um 13:00 Uhr unsere Tour zu den Gedenkstätten der Arbeiter:innenbewegung starten. Zügig erreichten wir das Denkmal zur Erinnerung an die Bürgerliche Revolution 1848.
Nach Auflassung der Kommunalfriedhöfe 1888 wurden die Gebeine von 23 Gefallenen am 6. September 1888 exhumiert und samt Denkmal auf den Zentralfriedhof überführt.1 Die Liste der Opfer findet man unter dem Link bei der Fußnote unter den Quellenangaben.

Wiener Zeitung am 16. März 18482

Informationen zu 1848

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Besuch des Bezirksmuseum Leopoldstadt

Wir planen einen Spaziergang durch die Leopoldstadt. Unsere geschichtliche Blickrichtung ist die unserer Vorfahren oder wie Hans Hautmann und Rudolf Kropf sagen würden “welche sozialökonomischen Ursprünge” haben die Leopoldstadt geprägt.
Der erste Schritt der Vorbereitungen führte uns in das Bezirksmuseum Leopoldstadt.

Bild im Bezirksmuseum Leopoldstadt

Karin, Phillip, Brigitte, Ingrid, Eva, Christian und Werner besichtigten die einzelnen Abteilungen des Museum inclusive der Sonderausstellung zur Weltausstellung von 1873. Wir wurden sehr nett empfangen und mit wichtigen Informationen versorgt.
Anschliessend erörterten wir unsere Eindrücke und wie bei einem Brainstorming machten wir eine Sammlung von möglichen Stationen eines Rundgangs. Dann machten wir eine Grobplanung eines Besichtigungsweges.

Als nächsten Schritt werden wir die Route abgehen und weitere Informationen sammeln. Nächster Treffpunkt ist am Sonntag, den 10. Dezember 2023 um 11:00 bei der Aida am Praterstern.

Die Brigittenau im Brennpunkt gesellschaftlicher Veränderungen

Samstag mittags im November vor der Volkshochschule in Brigittenau, ein kalter Wind pfeifft erstmals in diesem Herbst durch die Gassen. Trotzdem geht es mit 10 interessierten Teilnehmer:innen nach der Einleitung per BIM zum Hochstädtplatz.

Peter blickt auf die Überreste des Globusverlags, wo er vor 52 Jahren und 81 Tagen eine Lehre als Schriftsetzer begonnen hat.

Der Globus-Verlag war von 1945 bis 1993 der Parteiverlag der KPÖ, die auch hier ihren Sitz hatte. Nach der Restituierung des „arisierten“ Druckereigebäudes an den Steyrerrmühl-Konzern, errichtete die KPÖ in den Jahren 1954 bis 1956 durch vier nahestehende ArchitektInnen ein gemeinsames Projekt von vier damals topmodernen Gebäuden. Und zwar den achtstöckigen Verwaltungsbau (Wilhelm Schütte), das dahinter gelegene Druckereigebäude mit einem bogenförmigen Shed-Dach (Fritz Weber), einen dreistöckigen Trakt für die Zeitungsrotation (Karl Franz Eder) und Margarete Schütte-Lihotzky (eine der ersten Architektinnen) plante den vierstöckigen Personaltrakt inkl. eines großzügigen Festsaals, der 2 Stockwerke hoch war.

Die Gruppe beim ehemaligen Globusgebäude
Weiter im Rundgang

Politische Verfolgung in den 1930 Jahren

Aus den Akten des Bezirksgerichtes Mattersburg

Zu Dritt reisen wir aus Wien mit der ÖBB über Wiener Neustadt nach Mattersburg. In Mattersburg-Nord machen wir uns auf den Weg zum Geschichtehaus. Dort erwarten uns bereits Georg und Sissi Luif.

Dort erwartet uns Kaffee und Croissants sowie eine spannende Einleitung zum Geschichtehaus in Mattersburg von Georg Luif. In einer Führung durch das Haus wird uns die Konzeption des Haus erklärt und gezeigt.

Sissi macht dann die Einleitung zur Ausstellung

Bevor wir aber zur Ausstellung kommen, bekommen wir von ihr noch Texte zum Lesen. Diese Texte behandeln einzelne inhaltliche Etappen der Ausstellung. Wir werden aufgefordert unsere Interprätation der Texte bei den zutreffenden Stationen einzubringen.

Zur Ausstellung

SOKO-Habsburg tagte wieder

Die dunklen Seiten der Habsburger – und haben sie Verbrechen gegen die Menschenrechte begangen? Fragen, die uns auch unter Berücksichtigung des historischen Kontext beschäftigen. Die Souvenirgeschäfte gehen über vom glorifizierten Kitsch und Kram der Habsburger, die millionenfach Menschen in Kriegen opferten und die diejenigen hängten, köpften und vertrieben, die die kaiserliche Ausbeutung und Tyrannei in Frage stellten. Wir starteten unseren Rundgang beim Denkmal von Maria Theresia.

Dezember 1744. Maria Theresia erlässt, kurz vor der Geburt ihres 7. Kindes, einen Befehl, der wie ein Donner im Habsburgerreich einschlägt und in ganz Europa seinen Widerhall findet. Alle Prager Juden sollen die Stadt verlassen. Es ist die letzte große Vertreibung der Juden im Alten Europa vor dem Holocaust. Ein Countdown beginnt, ein Kampf, indem sich halb Europa für die jüdischen Stadtbewohner Prags einsetzt. Doch die zur Mutter ihrer Völker hochstilisierte Habsburgerin bleibt gnadenlos. – Universum History zu sehen im ORF ging dieser Tragödie nach. Einige TN-Innen aus der Gruppe hatten diesen Beitrag gesehen.

Die TN-Innen beim Denkmal von Joseph II.
Die Habsburger und ihre Untertanen

Niemals Vergessen

Einige Vereinsmitglieder der Roten Spuren beteiligten sich am Gedenkmarsch des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, des VSStÖ und der SPÖ-Bildung am 1. November am Zentralfriedhof.

Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945

Hier spricht die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder und erinnert an einen Aufsatz W. Adorno von 1966 “Erziehung nach Ausschwitz”.

Wenn wir heute am Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945 stehen und den Opfern von zwei faschistischen Diktaturen, den Opfern des Austrofaschismus und des Nazi-Faschismus gedenken, so müssen wir feststellen, dass die Bedingungen der Barbarei nicht überwunden sind, sondern vielmehr allgegenwärtig und näher kommend.

Wir wissen, dass über 110.000 Österreicher*innen durch das NS-Regime barbarisch ermordet wurden – Juden und Jüd*innen, Roma und Sinti, politisch und religiös Verfolgte, Widerstandskämpfer*innen, Menschen mit Behinderung und Homosexuelle.  

Wir erinnern uns, um aus der Vergangenheit zu lernen. Wir erinnern uns, um der Opfer zu gedenken. Wir erinnern uns, weil die Ermordeten es verdient haben, nicht vergessen zu werden. Wir erinnern uns heute an alle Opfer und erinnern auch an unsere historische Verantwortung, die historische Verantwortung eines Täterlandes.

Aber erinnern reicht nicht, denn wir müssen verhindern,

dass Ausschwitz, dass der Massenmord, wieder sein kann. Wie Adorno schrieb: „Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigten, wesentlich fortdauern“.

Die Bedingungen für die Barbarei sind wieder allgegenwärtig. Erst vor drei Wochen mussten wir Zeug:innen werden, wie Juden und Jüdinnen in einer barbarischen Terrorattacke der Hamas abgeschlachtet wurden. Es ist die höchste Opferzahl an Juden und Jüdinnen seit der Shoa. Dafür gibt es keine Rechtfertigung, dafür gibt es keine Entschuldigung. Das darf nicht sein. Das darf nie wieder sein! Barbarischer Gewalt entgegenzutreten ist eine Minimalanforderung der Politik und bedarf keiner Kontextualisierung.

Jüd*innen und Juden werden weltweit bedroht und leider auch in Österreich müssen wir wieder Angst haben, denn der Antisemitismus steigt. Das darf nicht sein. Das darf nie wieder sein!

Auszug aus der Rede von Sandra Breiteneder
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Demokratisierung des Erinnerns

Die zunehmenden autoritären Tendenzen in unserer Gesellschaft drücken sich auch in unserer Geschichtskultur aus. Esbraucht eine Demokratisierung des Erinnerns! Auch die Geschichte ist ein Kampffeld aktueller politischer Auseinandersetzungen. Der Rundgang am Zentralfriedhof zeigt Geschichte aus Sicht der Arbeitnehmer:innen, der Unterdrückten, der Rechtlosen und der Armen.

Ankündigung im Aussendungsmail der AK-Bildung

Am 31. Oktober um 16:30 treffen wir uns in Dämmerung beim Tor 3. Wir haben Glück, den ganzen Nachmittag hat es geregnet und kurz vor Beginn unserer Tour zeigen sich erste helle Flecken am Himmel, die aber gleichzeitig den Sonnenuntergang ankündigen. Also sputen wir uns zu unserer ersten Station – dem Denkmal zum Revolutionsjahr 1848.

Brigitte schildert hier die Gründung des ersten Wiener Frauenvereins.

Wien ist prächtig, herrlich, die liebenswürdigste Stadt, die ich je gesehen; dabei revolutionär in Fleisch und Blut. Die Leute treiben die Revolution gemütlich, aber gründlich. Die Verteidigungsanstalten sind furchtbar, die Kampfbegier grenzenlos. Alles wetteifert an Aufopferung, Anstrengung und Heldenmut. Wenn Wien nicht siegt, so bleibt nach der Stimmung nur ein Schutt- und Leichenhaufen übrig, unter welchem ich mich mit freudigem Stolz begraben lassen würde.

ROBERT BLUM IM BRIEF AN SEINE FRAU AM 17. OKTOBER 1848

Informationen zu 1848

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Arbeiten und Leben am Wienerberg – Tour 4

Heute 09:30 im Schatten der Tower am Wienerberg treffen sich Interessierte für einen Rundgang der Roten Spuren. Zügig treffen die Teilnehmer*innnen ein und nach einer kurzen Vorstellung der Proponent*innen der Tour startet Bruno L. mit seinen “Streik-Erfahrungen” in der ehemaligen Firma Wertheim. 30 Ohren folgen den Ausführungen über “wilde Streik”, intellegente Streikstartegien und den damaligen Auseinandersetzungen mit den Vorständen.

Brigitte unsere Vizevorsitzende hatte am Beginn eine “süße Überraschung”. Bei der Übersicht welche Firmen hier in Favoriten tätig waren, erwähnt sie die Firma Heller.
Dank technologischer Fortschritte und neuer Produktionsmethoden war Heller sehr erfolgreich.

1899 übersiedelte das Unternehmen in eine neu erbaute Fabrik nach Favoriten, dem 10. Wiener Gemeindebezirk. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren im Unternehmen 1.500 Personen beschäftigt. Die Firma gilt als Erfinder des Wiener Zuckerl.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich wurde das Unternehmen arisiert. Nach dem Krieg kehrten die ursprünglichen Eigentümer, zwischenzeitlich in die Vereinigten Staaten emigriert und dort eine neue Produktion aufbauend, wieder zum Wiener Traditionsunternehmen zurück.

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GWS-Wien besucht die Gruppe 40 am Zentralfriedhof

Über drei grasbewachsene Felder verteilt, liegen die Schachtgräber der Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Unter kleinen, kaum einen halben Meter großen Betongrabsteinen, die in Gruppen über die gepflegte Wiese verteilt sind, befinden sich ihre sterblichen Überreste. Flechten haben sich vereinzelt an der rauen Oberfläche der Steine festgesetzt. Die Inschriften sind teils verblast, geben aber noch immer Lebensgeschichten preis. Markant sind die Todesdaten, teilweise mit dem Zusatz “justifiziert” oder “hingerichtet”. Hier liegen die Widerstandskämpfer, die zwischen 1942 und 1945 im Wiener Landesgericht den Tod durch das Fallbeil fanden.

Christine Esterbauer in der Wiener Zeitung am 24. August 2021

Zwanzig Teilnehmer*innen der Gewerkschaftsschule Wien haben sich über die Schicksale der Widerstandskämpfer*innen informiert. Die Gruppe 40 ist nicht nur die letzte Ruhestätte der Kommunist*innen, Sozialist*innen und Christen, die aus Überzeugung Widerstand gegen das Nazi-Regime leisteten, sondern auch Zentrum des Gedenkens.

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