SOKO-Habsburg tagte wieder

Die dunklen Seiten der Habsburger – und haben sie Verbrechen gegen die Menschenrechte begangen? Fragen, die uns auch unter Berücksichtigung des historischen Kontext beschäftigen. Die Souvenirgeschäfte gehen über vom glorifizierten Kitsch und Kram der Habsburger, die millionenfach Menschen in Kriegen opferten und die diejenigen hängten, köpften und vertrieben, die die kaiserliche Ausbeutung und Tyrannei in Frage stellten. Wir starteten unseren Rundgang beim Denkmal von Maria Theresia.

Dezember 1744. Maria Theresia erlässt, kurz vor der Geburt ihres 7. Kindes, einen Befehl, der wie ein Donner im Habsburgerreich einschlägt und in ganz Europa seinen Widerhall findet. Alle Prager Juden sollen die Stadt verlassen. Es ist die letzte große Vertreibung der Juden im Alten Europa vor dem Holocaust. Ein Countdown beginnt, ein Kampf, indem sich halb Europa für die jüdischen Stadtbewohner Prags einsetzt. Doch die zur Mutter ihrer Völker hochstilisierte Habsburgerin bleibt gnadenlos. – Universum History zu sehen im ORF ging dieser Tragödie nach. Einige TN-Innen aus der Gruppe hatten diesen Beitrag gesehen.

Die TN-Innen beim Denkmal von Joseph II.
Die Habsburger und ihre Untertanen

Niemals Vergessen

Einige Vereinsmitglieder der Roten Spuren beteiligten sich am Gedenkmarsch des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, des VSStÖ und der SPÖ-Bildung am 1. November am Zentralfriedhof.

Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945

Hier spricht die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder und erinnert an einen Aufsatz W. Adorno von 1966 “Erziehung nach Ausschwitz”.

Wenn wir heute am Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945 stehen und den Opfern von zwei faschistischen Diktaturen, den Opfern des Austrofaschismus und des Nazi-Faschismus gedenken, so müssen wir feststellen, dass die Bedingungen der Barbarei nicht überwunden sind, sondern vielmehr allgegenwärtig und näher kommend.

Wir wissen, dass über 110.000 Österreicher*innen durch das NS-Regime barbarisch ermordet wurden – Juden und Jüd*innen, Roma und Sinti, politisch und religiös Verfolgte, Widerstandskämpfer*innen, Menschen mit Behinderung und Homosexuelle.  

Wir erinnern uns, um aus der Vergangenheit zu lernen. Wir erinnern uns, um der Opfer zu gedenken. Wir erinnern uns, weil die Ermordeten es verdient haben, nicht vergessen zu werden. Wir erinnern uns heute an alle Opfer und erinnern auch an unsere historische Verantwortung, die historische Verantwortung eines Täterlandes.

Aber erinnern reicht nicht, denn wir müssen verhindern,

dass Ausschwitz, dass der Massenmord, wieder sein kann. Wie Adorno schrieb: „Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigten, wesentlich fortdauern“.

Die Bedingungen für die Barbarei sind wieder allgegenwärtig. Erst vor drei Wochen mussten wir Zeug:innen werden, wie Juden und Jüdinnen in einer barbarischen Terrorattacke der Hamas abgeschlachtet wurden. Es ist die höchste Opferzahl an Juden und Jüdinnen seit der Shoa. Dafür gibt es keine Rechtfertigung, dafür gibt es keine Entschuldigung. Das darf nicht sein. Das darf nie wieder sein! Barbarischer Gewalt entgegenzutreten ist eine Minimalanforderung der Politik und bedarf keiner Kontextualisierung.

Jüd*innen und Juden werden weltweit bedroht und leider auch in Österreich müssen wir wieder Angst haben, denn der Antisemitismus steigt. Das darf nicht sein. Das darf nie wieder sein!

Auszug aus der Rede von Sandra Breiteneder
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Demokratisierung des Erinnerns

Die zunehmenden autoritären Tendenzen in unserer Gesellschaft drücken sich auch in unserer Geschichtskultur aus. Esbraucht eine Demokratisierung des Erinnerns! Auch die Geschichte ist ein Kampffeld aktueller politischer Auseinandersetzungen. Der Rundgang am Zentralfriedhof zeigt Geschichte aus Sicht der Arbeitnehmer:innen, der Unterdrückten, der Rechtlosen und der Armen.

Ankündigung im Aussendungsmail der AK-Bildung

Am 31. Oktober um 16:30 treffen wir uns in Dämmerung beim Tor 3. Wir haben Glück, den ganzen Nachmittag hat es geregnet und kurz vor Beginn unserer Tour zeigen sich erste helle Flecken am Himmel, die aber gleichzeitig den Sonnenuntergang ankündigen. Also sputen wir uns zu unserer ersten Station – dem Denkmal zum Revolutionsjahr 1848.

Brigitte schildert hier die Gründung des ersten Wiener Frauenvereins.

Wien ist prächtig, herrlich, die liebenswürdigste Stadt, die ich je gesehen; dabei revolutionär in Fleisch und Blut. Die Leute treiben die Revolution gemütlich, aber gründlich. Die Verteidigungsanstalten sind furchtbar, die Kampfbegier grenzenlos. Alles wetteifert an Aufopferung, Anstrengung und Heldenmut. Wenn Wien nicht siegt, so bleibt nach der Stimmung nur ein Schutt- und Leichenhaufen übrig, unter welchem ich mich mit freudigem Stolz begraben lassen würde.

ROBERT BLUM IM BRIEF AN SEINE FRAU AM 17. OKTOBER 1848

Informationen zu 1848

Weiter im Rundgang

Arbeiten und Leben am Wienerberg – Tour 4

Heute 09:30 im Schatten der Tower am Wienerberg treffen sich Interessierte für einen Rundgang der Roten Spuren. Zügig treffen die Teilnehmer*innnen ein und nach einer kurzen Vorstellung der Proponent*innen der Tour startet Bruno L. mit seinen “Streik-Erfahrungen” in der ehemaligen Firma Wertheim. 30 Ohren folgen den Ausführungen über “wilde Streik”, intellegente Streikstartegien und den damaligen Auseinandersetzungen mit den Vorständen.

Brigitte unsere Vizevorsitzende hatte am Beginn eine “süße Überraschung”. Bei der Übersicht welche Firmen hier in Favoriten tätig waren, erwähnt sie die Firma Heller.
Dank technologischer Fortschritte und neuer Produktionsmethoden war Heller sehr erfolgreich.

1899 übersiedelte das Unternehmen in eine neu erbaute Fabrik nach Favoriten, dem 10. Wiener Gemeindebezirk. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren im Unternehmen 1.500 Personen beschäftigt. Die Firma gilt als Erfinder des Wiener Zuckerl.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich wurde das Unternehmen arisiert. Nach dem Krieg kehrten die ursprünglichen Eigentümer, zwischenzeitlich in die Vereinigten Staaten emigriert und dort eine neue Produktion aufbauend, wieder zum Wiener Traditionsunternehmen zurück.

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GWS-Wien besucht die Gruppe 40 am Zentralfriedhof

Über drei grasbewachsene Felder verteilt, liegen die Schachtgräber der Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Unter kleinen, kaum einen halben Meter großen Betongrabsteinen, die in Gruppen über die gepflegte Wiese verteilt sind, befinden sich ihre sterblichen Überreste. Flechten haben sich vereinzelt an der rauen Oberfläche der Steine festgesetzt. Die Inschriften sind teils verblast, geben aber noch immer Lebensgeschichten preis. Markant sind die Todesdaten, teilweise mit dem Zusatz “justifiziert” oder “hingerichtet”. Hier liegen die Widerstandskämpfer, die zwischen 1942 und 1945 im Wiener Landesgericht den Tod durch das Fallbeil fanden.

Christine Esterbauer in der Wiener Zeitung am 24. August 2021

Zwanzig Teilnehmer*innen der Gewerkschaftsschule Wien haben sich über die Schicksale der Widerstandskämpfer*innen informiert. Die Gruppe 40 ist nicht nur die letzte Ruhestätte der Kommunist*innen, Sozialist*innen und Christen, die aus Überzeugung Widerstand gegen das Nazi-Regime leisteten, sondern auch Zentrum des Gedenkens.

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ArbeiterInnengeschichte mit jungen KollegInnen aus Berlin

Wir waren am 3. Juli 2023 eingeladen im Rahmen des Alpine Peace Crossing bei einer Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) Märkisch-Oderland und der DGB-Jugend in Krimml einen Beitrag zum Thema Geschichte einzubringen.

Samuel Singer war unser Ansprecherpartner und mit seiner Untrstützung konnten wir (Brigitte und Werner) einen Beitrag vorbereiten. Wir streiften in den 2 Stunden folgende Themen:

  • Die Prinzipien der SDAP/SPÖ
  • Kriegskredite, Kriegslust und Vaterlandstreue – die Sozialdemokratie vor und im 1. Weltkrieg
  • Arbeiter*innenräte
  • Juli 1927
  • Die Auslösung der Demokratie durch das Dollfußregime 1933
  • Februar 1934
  • Revolutionäre SozialistInnen
  • Gewerkschafter*innen und Sozialdemokrat*innen im Widerstand am Beispiel Maria Jahoda, Käthe Leichter und Rosa Jochmann
Zum Einstieg haben wir Ereignisse zu den jeweiligen Themen unseres Inputs an die Teilnehmer*innen ausgegeben, die sie dann zuordnen versuchten.

Am Abend waren wir noch zum Abendessen eingeladen, wo es anschließend bis in die späten Nachtstunden eine angeregte Diskussion über die österreichische Politik gab.

Ein Fest zum 101jährigen Bestehen der SPÖ—Walding

Die SPÖ-Walding feierte am 1. Juli 2023 im Musikhaus ihr 101jähriges Bestehen. Stefan Zauner, SP-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat von Walding, hat mich im Vorfeld dieser Veranstaltung eingeladen, etwas zur Gründungsgeschichte der Ortspartei beizutragen.
wie kam es dazu?
Im Frühjahr 2021 bekamen wir von Doris und Franz Mühringer Bilder und Dokumente zur Gründungsgeschichte der Ortspartei. Daraufhin recherchierte ich im Onlinearchiv der österreichischen Nationalbibliothek vor allem in den Tageszeitigen “Tagblatt“ und “Mühlviertler“ Nachrichten zu den Ereignissen rund um die SPÖ-Walding in der Ersten Republik.
Ende April 2023 war ich bei einem Vorbereitungstreffen bei den Genoss*innen in Walding, um meinen Beitrag mit ihnen abzuklären.


Wir vereinbarten eine “Talkrunde“, in der mich der Ortsparteivorsitzende Helmut Mitter zum Start der Veranstaltung interviewt. Dass ich dabei als Parteihistoriker begrüsst werde, hat bei mir voraus und bei FreundInnen Überraschung, Spaß und Neckereien hervorgerufen. Mein Beitrag ist auf unserem Blog nachzulesen.

Weitere Fotos

GWS-Wien und ArbeiterInnengeschichte

Im Schatten des Kunsthistorischen Museum treffen sich abends ehrenamtliche GewerkschafterInnen, welche derzeit die Gewerkschaftsschule Wien besuchen, um sich über Gewerkschaftsgeschichte zu informieren. Wie organisierten sich Gesellen am beginnenden 18. Jahrhundert und welchen ökonomischen und sozialen Schritte waren in den nächsten 150 Jahren notwendig, dass sich daraus Gewerkschaften entwickelten? Wer setzte militärische und polizeiliche Gewalt gegen die Mitwirkung der ArbeitnehmerInnen ein? Wer behinderte und beseitigte die Demokratie und wer verfolgte und tötete AktivistInnen der Gewerkschaftsbewegung? Fragen, denen wir an diesem Abend nachspürten.

In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon –
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war
die Maurer?

Fragen eines lesenden Arbeiters – Berthold Brecht
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GewerkschafterInnen aus dem Murtal erforschen Gewerkschaftsgeschichte in Wien

Um 09:00 treffen wir uns JUFA in Simmering. Dort führt direkt der Toskaweg vorbei. Bei meinem Weg zum Treffpunkt bemerke ich die Hinweistafel zur Benennung des Weges. Damit gibt es bereits beim Start die erste Station unseres Rundgangs am Weg zur U3. Toska Feuchtbaum und ihre Mutter wurden von Wien nach Izbica deportiert, einem Durchgangslager in das Vernichtungslager Belzec. Beide haben die Shoah nicht überlebt.

Die Gewerkschaftsschule als wichtige Weiterbildungseinrichtung des ÖGB ist ein wichtiger Bestandteil einer kräftigen Interessenvertretung.

Ziel der gewerkschaftlichen Kultur- und Bildungspolitik ist, in den Herzen und Köpfen der ArbeitnehmerInnen jene Werte und Einsichten zu schaffen, die von keiner Krise, keinem betrieblichen Bankrott und keinem Wirtschaftszusammenbruch zerstört werden können.
Bildung muss sich am Beispiel konkreter gesellschaftlicher Interessengegensätze orientieren.

Erich Gumplmaier in Was nun? – Seite 157
Die Gruppe vor dem Denkmal der Republik


Die Geschichte von uns zu erforschen ist auch ein Beitrag darüber nachzudenken – WER wir sind und WER unsere Vorfahren waren. Unsere Vorfahren, Mütter und Väter kämpften für die Demokratie alle anderen wollten sie verhindern. Und es gilt sich täglich zu entscheiden auf welcher Seite wir stehen. Ein ganz großes Dankeschön an die TeilnehmerInnen, die mit ihrem Einsatz und ihrem Wissen sich für ein gutes Leben einsetzen.

Zu den Stationen des Rundgangs

Arbeiten und Leben am Wienerberg – Juni 2023

Erstmals konnten wir unseren Rundgang bei Sonnenschein und warmen Temperaturen machen.
Bruno Leitsmüller gewährte uns am Beginn einen tollen Einblick in die Geschichte der Wertheimwerke. Besonders spannend waren seine Ausführungen “zur Streikgeschichte” der Beschäftigten.

Brigitte gab eine Übersicht zu den Betrieben, die sich um 1900 hier in Favoriten sich ansiedelten.

Die sogenannte Nervenschlacht beginnt. Bleiben wir uns aber der Tatsache bewusst, dass unsere größte Stärke im gemeinsamen Zusammenhalt besteht und vor allem jetzt, wo vorderhand keine neuen Aktionen gesetzt werden, unsere geschlossene Front nicht durchlöchert werden darf.

BETRIEBSAUSCHUSS DER WERTHEIMWERKE AM 9.12.1976
Rundgang am 17.6.2023
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