“Haltet fest, was wir errungen”
Anna Boschek


Im Auftrag der VHS veranstalteten die “Roten Spuren” diesen Rundgang. 15 Teilnehmer:innen suchten die Spuren jener Frauen, die sich für politischen, sozialen und finanziellen Rechte der Frauen einsetzten.
“Haltet fest, was wir errungen”
Anna Boschek
Im Auftrag der VHS veranstalteten die “Roten Spuren” diesen Rundgang. 15 Teilnehmer:innen suchten die Spuren jener Frauen, die sich für politischen, sozialen und finanziellen Rechte der Frauen einsetzten.
Die Frauenakademie der Gewerkschaft GPA ist ein zentraler Bestandteil der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und wird in Zusammenarbeit mit den GPA-Bundesfrauen durchgeführt. Die Teilnehmerinnen kommen aus unterschiedlichen Berufsgruppen und bringen ihre vielfältigen Erfahrungen in die Lehrgänge ein.
Der erste Lehrgang trägt den Namen Lore Hostasch – eine wegweisende Wahl, denn als ehemalige GPA-Vorsitzende, AK-Präsidentin und Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales prägte sie die Arbeits- und Sozialpolitik nachhaltig.
Bestens vorinformierte Kolleginnen machten sich mit uns auf den Weg. Am Weg vom Johanna-Dohnal-Platz zum Ring sprachen wir die erste Frauenvorsitzende der GPA nach dem Zweiten Weltkrieg – Valerie Kittel. Im Buch von Ruth Linhart über den Briefwechsel von Valerie beschreibt sie:
WeiterlesenAm Internationalen Frauentag besuchten zehn Frauen und zwei Männer – Mitglieder des Vereins Rote Spuren – am Vormittag in der Wiener Urania den Film von Johann Stuber und Erika Sieder über Frauen im Wechselgebiet. Frauen aus Berg und Tal des Wechselgebietes mit unterschiedlichen Berufen werden vor den Vorhang geholt. So präsentieren sich Hüttenwirtinnen, Bürgermeisterinnen, Köchinnen, Grafikerinnen, Konditorinnen, eine Jägerin wie auch Frauen aus weiteren Berufsgruppen und dem kulturellen wie auch künstlerischem Leben. Sie alle erzählen wer sie sind und wofür sie stehen.
In der Urania selbst erinnern wir an Hilde Hannak, der Volksbildnerin und Widerstandskämpferin. Sie war nach dem zweiten Weltkrieg lange Jahre Leiterin der Urania. Sie legte Wert auf gute Filme und so gewann die Urania als Kino mehr Bedeutung.
Am Stubenring 5 wird über Alice Ritter der ersten” Gewerbe-Inspizientin” – heute würden wir “Arbeitsinspektorin” sagen – gedacht. Dass erstmals eine Frau 1906 dazu ernannt wurde, ist der langjährigen Forderung der Arbeiterinnenbewegung zu verdanken.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen ergehen wir Stationen weiterer mutiger, kämpfender Frauen. Natürlich beginnen wir angesichts des Internationalen Frauentages beim Johanna Dohnal Platz. Viele Errungenschaften, die für uns heute selbstverständlich sind, hat Johanna Dohnal mit Frauen aus unterschiedlichen Organisationen erkämpft. “Wer waren eigentlich nach Johanna Dohnal die weiteren Frauenministerinnen?” überlegten wir hier auch gemeinsam. Wer fällt dir spontan ein?
Bildung für Frauen
Indem ich sie zur Gründung eines Unter-Realgymnasiums für Mädchen auffordere, gehe ich von zwei Grundsätzen aus, von der Nothwendigkeit der besseren weiblichen Schulung zu Zwecken des Erwerbes und von der Nothwendigkeit einer gründlicheren Bildung überhaupt.
Marianne Hainisch Zur Frage des Frauen-Unterrichtes. Vortrag gehalten bei der dritten Generalversammlung des Frauen-Erwerb-Vereines (1870).
Schrecken sie nicht zurück, wir werden unsere Sache durchsetzen, wenn wir nur recht wollen. Die Gewalt ist freilich nicht für uns, wir haben als einzige Waffe nur die Idee. Aber die Ideen sind mächtig, wenn sie in tiefster Überzeugung wurzeln und dem Bedürfnisse der Zeit entgegenkommen.
Der nächste Schritt ging einige Jahre zurück ins Jahr 1892 zum Thema “Bildung für Frauen”. Marianne Hainisch war die Vorkämpferin dafür, dass in diesem Jahr das erste Mädchengymnasium 1892 gegründet werden konnte. 22 Jahre nach ihrerm Vortrag.
In der Rahlgasse 2 wurde 1911 der Verein “Einigkeit – Verband der Hausgehilfinnen, Erzieherinnen, Heim – und Hausarbeiterinnen” gegründet. 1927 wurde hier auch ein Heim für stellenlose Hausgehilfinnen (Dienstbotinnen) errichtet.
“Außen hui – innen pfui” könnte man beim ehemaligen Modesalon der Schwestern Flögge sagen. Denn auf der einen Seite entwarfen die Schwestern Flögge neben teuren Modellkleider, lockere Reformkleider ohne Korsett, damit die Frauen (nicht nur) von der Enge der Kleidung befreit wurden, andererseits gingen sie mit ihren 80 Schneiderinnen nicht besonders gut um. Im Jahr 1908 streikten die Näherinnen, sie waren mit den Betriebseinrichtungen und den Löhnen unzufrieden. Die damalige Arbeiter-Zeitung berichtete davon und warnte die Schneidergehilfen, an diesem Tag zu arbeiten.
Am Platz der Menschenrechte beleuchteten wir noch jene Person, die 1791 die “Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin” verfasste. Die Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Autorin Olymp de Gouges (1748-1793).
Anlässlich des Internationalen Frauentages luden die GPA-Bildungsabteilung und die GPA-Frauen am 06.03.2025 zu einem Stadtspaziergang durch Wien ein, der sich der gewerkschaftlichen Frauengeschichte widmete. Brigitte von den Roten Spuren führte die Kolleg:innen durch eine feministische Geschichte in Wien.
Nach dem Motto der ersten Frau, die in Österreich Gewerkschafts-vorsitzende (Lore Hostasch, GPA-Vorsitzende) wurde – “SCHAUT NICHT ZU, SEID SELBST AKTIV“ tauchen wir ein in die Geschichtswelt starker Frauen. Wer waren die Frauen, die für ein allgemeines Wahlrecht, für Demokratie, für Gleichberechtigung und ein besseres Leben gekämpft haben?
Ausstellungsbesuch
Am 26. Februar 2025 konnten wir 24 Mitglieder unseres Vereins vor dem Waschsalon im Karl-Marx-Hof begrüßen. Mit großem Interesse verfolgten sie die Ausstellung über die Spuren der engagierten Käthe Leichter.
Die Staatswissenschafterin Käthe Leichter wirkte 1919 in der „Staatskommission für Sozialisierung“1 mit, wo sie u.a. die Vorbereitung des Betriebsrätegesetzes mitgestaltete. Besonders herausragend war ihre Arbeit als erste Leiterin der Frauenabteilung in der Arbeiterkammer (AK). Vor 100 Jahren wurde ja dieses Referat erstmals in der AK eingerichtet. Mit Anna Boschek, der Vorsitzenden der Frauensektion der Freien Gewerkschaften arbeitete sie eng zusammen.
Sie verfassten Studien zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Hausgehilfinnen, der Heimarbeiterinnen, wie ingesamt der arbeitenden Frauen. Käthe Leichter gelang es, eine eigene Radiosendung zu bekommen. In dieser wurden u.a. die Frauen auf die Ergebnisse ihrer Studien aufmerksam.
Viele gesellschaftliche Reformen der Ersten Republik waren auch Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Studien.
Käthe Leichter war eine beliebte Vortragende, weil sie es verstand, komplizierte Sachverhalte allgemein verständlich und überzeugend darzulegen.
1938, ihr Mann war in die Schweiz geflüchtet, ihre Kinder wurden mit Hilfe einer Hausgehilfin ebenfalls in Sicherheit gebracht, wurde sie verraten, von der Gestapo festgenommen, kam 1940 in KZ-Ravensbrück und wurde 1942 im Zuge des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms in der Psychiatrischen Anstalt Bernburg/Saale ermordet.
Artikel zu Käthe Leichter auf unserem Blog:
Am 4. Dezember 2024 trafen sich 16 Frauen – Betriebsrätinnen, Personalvertreterinnen aus ganz Österreich – um Frauen, die gewerkschaftlich und politisch in unterschiedlichen Funktionen tätig waren, näher zu beleuchten. Brigitte führte vom Platz der Menschenrechte über die Rahlgasse zum Johanna-Dohnal-Platz, weiter zum Parlament in den Grete-Rehor-Park.
Trotz eisiger Kälte waren die Frauen gespannt, was Maria Beutlmayr, Maria Emhart, Zenzi Hölzl, Maria Ducia, Grete Rehor oder die ersten Gewerkschafterinnen im Parlament wie Amalie Seidel, Anna Boschek oder Marie Tusch bewegte, sich trotz widriger Lebensumstände für das Frauenwahlrecht, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, die Demokratie und Gleichberechtigungen einzusetzen und dafür zu kämpfen.
Auch heute ist es noch immer notwendig, sich gerade für die Gleichberechtigung z.B. gleicher Lohn für gleiche Arbeit, einzusetzen, war der einstimmige Tenor. Diese 16 Frauen kämpfen auch tagtäglich für ihre Arbeitskolleg:innen.
Danke an Tina Ourny, Leiterin des Frauenpolitischen Lehrgangs des VÖGB, die diesen Rundgang den Frauen ermöglicht hat.
Ein frauenpolitischer Rundgang des VÖGB mit Kolleg:innen von Jugend am Werk
Präambel:
Wir, Mütter, Töchter, Schwestern, Vertreterinnen der Nation, verlangen, in die Nationalversammlung aufgenommen zu werden. In Anbetracht dessen, dass Unkenntnis, Vergessen oder Missachtung der Rechte der Frauen die alleinigen Ursachen öffentlichen Elends und der Korruptheit der Regierungen sind, haben wir uns entschlossen, in einer feierlichen Erklärung die natürlichen, unveräußerlichen und heiligen Rechte der Frau darzulegen, damit diese Erklärung allen Mitgliedern der Gesellschaft ständig vor Augen ist…1
Man muss nur den Mut haben, alles auf die Spitze zu treiben. Wer ausweicht, weicht sich selbst aus, und wer sich selbst ausweicht, der findet sich nicht.1
Emilie Flöge erlernte die Schneiderei. Mit ihren beiden Schwestern Helene und Pauline betrieb sie zunächst in der Neubaugasse einen Modesalon. 1904 übersiedelte die Werkstätte in die Casa piccola (Mariahilfer Strasse), in der die Schwestern am 1. Juli den Modesalon “Schwestern Flöge” eröffneten.
Sie war eine Vertreterin der Reformmode. Diese Mode zeichnete sich durch eine radikale Verweigerung des bis dahin obligatorischen Korsetttragens, also des engen Schnürens der Taille, aus. Eine “Befreiung” der Frauen aus den “gesellschaftlichen Einengungen”.
Demokratie musste über Jahrhunderte erkämpft, erstritten werden. Dabei gab es hunderte Todesopfer zu beklagen. Wir nutzten den Zentralfriedhof um aus den geschichtlichen Brennpunkten unseren Blick für die Gegenwart zu schärfen. Es geht um eine Demokratisierung des Erinnerns.
Wir starteten um 09:30 am Tor 3 und die Hälfte des Rundgangs war das Wetter ganz okay. Am letzten Drittel der Tour regnete es teilweise in Strömen.
Beitrag von Brigitte Drizhal
Am 19. März 1911 fand in Österreich der erste Internationale Frauentag statt. Neben Österreich-Ungarn wurde dieser Tag in Deutschland, Dänemark, der Schweiz sowie in Amerika gefeiert.
In Wien demonstrierten an diesem Tag ca. 20.000 Frauen besonders für ein gleiches, geheimes und freies Wahlrecht auch für Frauen. Erst am 12. November 1918 wurde diese Forderung erfüllt. Weltweit wird dieser Tag mit Forderungen für Frauenrechte am 8. März begangen. Auch heuer am 8. März interessierten sich wieder einige Frauen und auch Männer für den von den VÖGB-Kulturlotsinnen ausgeschriebenen gewerkschaftlichen Frauenspaziergang.
Stationen waren dabei der Platz der Menschenrechte, wo besonders an Olymp de Gouges und ihrer Deklaration „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ erinnert wurde, wie auch der Johanna-Dohnal-Platz. Bruno Kreisky beschrieb Johanna anlässlich ihres 50. Geburtstages mit den Worten: „Erwecken, beunruhigen, verärgern“. Das trifft auf Johanna Dohnal tatsächlich zu. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass z.b. die ersten Frauenhäuser entstanden, sie mit Gewerkschaftsfrauen für Arbeitszeitverkürzung, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und vieles, vieles mehr kämpfte.
Weiter im Rundgang